grenzlehrpfad

Station 2 - Grenzlehrpfad

Station 2

Bereits am 15. Januar 1944 erfolgte der Vorschlag von der europäischen beratenden Kommission, Deutschland (also: Deutsches Reich in seinen Grenzen vom 31.12.1937) nach Kriegsende in Besatzungszonen aufzuteilen. Die Grenzziehung zwischen der Gemeinde Obersuhl (also Hessen in der amerikanischen Besatzungszone) und der Gemeinde Untersuhl (also Thüringen in der sowjetischen Besatzungszone) folgte dem Verlauf der aus dem Jahre 1866 stammenden Grenzlinie zwischen dem Königreich Preußen, im Jahr 1945 somit die amerikanische Besatzungszone, und dem Großherzogtum Sachsen-Weimar, im Jahr 1945 somit die sowjetische Besatzungszone.

Die alten Grenzsteine in der Gemarkung Obersuhl/Untersuhl trugen auf einer Seite KP für Königreich Preußen und auf der anderen Seite GSW für Großherzogtum Sachsen-Weimar.

Das „KP“ (Königreich Preußen) auf den Grenzsteinen signalisierte also in der Gemarkung Obersuhl/Untersuhl im Jahre 1945 dem Betrachter, dass er sich auf Gebiet der amerikanischen Besatzungsmacht, mithin also Westdeutschland, befand.

Das „GSW“ (Großherzogtum Sachsen-Weimar) jedoch signalisierte dem Betrachter im Jahre 1945, dass er sich auf sowjetzonalem Gebiet, mithin also Ostdeutschland, befand.  

Bei Draufsicht auf den „Kopf“ der alten Grenzsteine erkannte man eine Einkerbung, welche den Grenzverlauf ab und auch bis zum Grenzstein darstellte.

Nach Gründung der so genannten Grenzkommission (31. Januar 1973), deren Aufgabe es auch war, vielfältige Erschwernisse und Unsicherheiten zu beseitigen, ging es um die Vermessung und manchmal auch um erforderliche Korrektur des Grenzverlaufes. Die alten Grenzsteine mit den Aufschriften „KP“ und „GSW“ wurden dann ersetzt durch moderne Grenzsteine aus Granit.

Im Oktober 1970, also fast drei Jahre vor der Gründung der Grenzkommission, hatten Beamte des Zollgrenzdienstes bemerkt, dass bei Mansbach (Hessen) die DDR-Grenztruppen einen Streckmetallzaun errichteten (3,20 m hoch). Wie sich dann, in Zusammenarbeit mit dem Katasteramt Hünfeld, am 27. Oktober 1970 herausstellte, war den DDR-Grenztruppen ein massiver Fehler unterlaufen, denn sie errichteten den Streckmetallzaun auf einer Länge von zwölf Metern auf Bundesgebiet. Es wurde den DDR-Grenztruppen anschließend vom ZOLL und auch vom BGS (Bundesgrenzschutz; heute: Bundespolizei) gestattet, das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zu betreten, um Vermessungsarbeiten und auch Rückbauarbeiten vornehmen zu können.   

Die Grenzkommission konnte am 29. November 1978 ihre Arbeit als größtenteils für abgeschlossen bewerten.

Sowohl die alten Grenzsteine (mit „KP“ und „GSW“ beschriftet) als auch die neuen Grenzsteine aus Granit wurden oftmals von der Natur überwuchert und waren dann nicht mehr erkennbar. Die Folge waren vermehrt das unerlaubte Betreten des Gebietes der DDR durch westdeutsche Bevölkerung, da diese nicht selten dem Irrtum unterlag, das Gebiet der DDR würde erst „hinter dem Zaun beginnen“. Diese Problematik wurde auch dem Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (1949 bis 1991) bekannt. In enger Zusammenarbeit mit allen erforderlichen Behörden und Stellen wurde vereinbart, spezielle Beschilderungen und Markierungen aufzustellen an dem tatsächlichen Verlauf der Grenzlinie.

Quellen: Bundesarchiv; Archiv des Wildecker Geschichtsvereines; Privat/Zeitzeugen.